Manche Leute haben Angst, eine Eigentumswohnung zu kaufen. Auf
meine Frage nach den Gründen höre ich häufig: „… und wenn mal das Dach gemacht
werden muss…“
Hand aufs Herz, in den letzten zehn Jahren meiner
Verwaltertätigkeit habe ich es nicht ein mal erlebt, dass ein Dach „gemacht
werden“ musste. Beziehungsweise: Es kommt darauf an, was man unter dem Begriff „gemacht
werden“ versteht.
Meinen Sie eine vollständige Dachsanierung? Oder stellenweise
Reparaturen ab und zu? Das letzte würde ich bestätigen, kostet aber nicht allzu
viel Geld. Vor einer gesamten Dachsanierung hätte ich keine Angst.
Was muss alles kaputt sein, damit man das ganze Dach erneuern
muss? Das ganze Dach muss ein Flickenteppich sein, bei jedem Sturm knallen
mindestens zehn Ziegel runter, und am besten ist noch die ganze Holzbalkenkonstruktion
hinüber. Ja, dann gebe ich Ihnen Recht, dann muss das gesamte Dach „gemacht
werden“. Aber in dem Fall haben die Leute schon vorher etliche Jahre geschlafen.
Lieber sollte ein Dachdecker jedes Jahr kurz Ihr Dach kontrollieren und die Rinnen sauber machen (, auch wenn man keine Anzeichen dafür sieht). Das rechnet er nach Stunden ab und kostet nicht viel Geld. Kleinere Schäden werden entdeckt (!) und sofort behoben, z.B. Lötstellen, lockere Ziegel oder vielleicht Kleinigkeiten an der Dachschweißbahn. Je nach Größe des Gebäudes kann es auch mal sein, dass zwischendurch Reparaturen um die 3.000 EUR anfallen. Aber nicht jährlich. Außerdem denke ich bei der Größenordnung so an ein Achtfamilienhaus. Aber wenn solche Sachen über die Jahre immer beihält, wird langfristig kaum etwas passieren und meiner Meinung nach ist eine vollständige Dachsanierung dann völlig ausgeschlossen. Natürlich sind Sturmschäden jedweder Art vorstellbar, aber die sind ja versichert. Wenn man sich regelmäßig um das Dach kümmert, dann bleibt die Substanz auch langfristig erhalten.
Da ich mit ein paar Wertpapierhändlern befreundet bin, habe ich über dieses Thema schon oft diskutiert. Beide Seiten haben hervorragende Argumente, und auch in diesem Beitrag werden Sie keine Antwort finden, weil es „besser“ oder „schlechter“ nicht gibt. Ob man bei der Geldanlage mehr auf Aktien oder Eigentumswohnungen vertraut, ist manchmal auch einfach eine Glaubensfrage, deren allgemeinverbindliche Antwort völlig unmöglich ist.
Schauen wir uns doch mal an, was für die einzelnen
Anlageklassen typisch ist:
Mit einer Aktie kaufen Sie Bruchteilseigentum eines Unternehmens.
Sie sind jetzt Miteigentümer an einem Unternehmen, entsprechend Ihrem Anteil steht Ihnen ein gewisser Prozentsatz des Jahresgewinns zu, der entweder ausgeschüttet oder reinvestiert wird. Den ausgeschütteten Teil des Gewinns nennt man Dividende. Sie kaufen also eine Aktie zu einem bestimmten Börsenkurs und erhalten von da an (hoffentlich jedes Jahr) xy EUR als Dividende. Dann können Sie beides zueinander ins Verhältnis setzen und wissen, wie viel „Zinsen“ Ihnen diese Anlage (momentan) bringt.
Foto: Stephan Walochnik
Wie geht das bei Wohnungseigentum? Sie kaufen zwei Dinge:
Erstens Bruchteilseigentum am Gemeinschaftseigentum (Dach, Treppenhaus, Aufzug,
Heizung,…). Zweitens, untrennbar mit dem Gemeinschaftseigentum verbunden, kaufen
Sie Sondereigentum, d.h. das alleinige Nutzungsrecht an der Innenseite (!) Ihrer
Wohnung.
Genau, Ihnen gehört kein einziger Ziegelstein – zumindest
nicht von tragenden Mauern. Weder Fenster, Außenfassade noch Wohnungstüre
gehört Ihnen alleine, das ist alles Gemeinschaftseigentum, und Sie besitzen
daran nur einen prozentualen Anteil, wie alle anderen Wohnungseigentümer auch.
Wo ist der Gewinn, ähnlich der Dividende? Er besteht bei
vermieteten Eigentumswohnungen aus Mieteinnahmen minus Kredit-, Reparatur- und
Verwaltungskosten. Was übrig bleibt, finden Sie am Jahresende auf Ihrem Konto. Diesen
Überschuss können Sie ebenso ins Verhältnis zum Kaufpreis setzen, dann wissen
Sie, welche „Verzinsung“ Sie erwirtschaftet haben.
Hier fehlt noch was: Bei einer Aktie können Sie zwar beliebig
kleine Anteile kaufen und deswegen mit kleineren Beträgen einsteigen. Sie
müssen aber alles bar bezahlen, d.h. Sie können nur Geld investieren, das Sie
bereits angespart haben. Eigentumswohnungen kauft man in vielen Fällen
vollständig kreditbasiert. Die Bank bezahlt den Kaufpreis. Und wer zahlt den
Kredit zurück? Die Mieter.
Die Kreditfinanzierung wird am besten im Vergleich mit einer
Rentenversicherung klar: Stellen Sie sich mal eine Wohnung für 100.000 EUR vor,
die Sie ohne Anzahlung kaufen und von (ggfs. wechselnden) Mietern 30 Jahre lang
abbezahlt wird. Dann gehört die Wohnung Ihnen: Vergleichen Sie das doch mal mit
einer Lebensversicherung über 100.000 EUR. Blendet man sowohl Wertsteigerung
(der Immobilie) als auch Zinsen (der Lebensversicherung) aus, müsste man 30
Jahre x 12 Monate x 278 EUR investieren. Also 278 EUR, die Sie Monat für Monat
auf ein Konto legen müssten, um nach 30 Jahren (!) auf 100.000 EUR zu kommen.
Und was haben Sie für die Wohnung bezahlt? Gar nichts. Der
Mieter hat die Wohnung für Sie getilgt. Das ist der Unterschied mit der
Kreditfinanzierung.
Für mich sind Eigentumswohnungen interessante
Investitionsobjekte, weil sie häufig kreditfinanziert werden können und von
anderen Leuten abbezahlt werden.
Foto: Stephan Walochnik
Natürlich, bei Aktien gibt es auch einen „Lombardkredit“,
d.h. Aktienkauf auf Pump. Aber das ist wirklich nicht sehr verbreitet, zumal
der Kurswert fallen kann. Ich nehme mal an, dass die Bank nach einem
Börsenkrach entweder zusätzliche Kreditsicherheiten fordert (, die man genau
dann aber nicht hat,) oder die Aktien zwangsverkauft.
Womit wir beim Risiko wären:
Bei Eigentumswohnungen sehe ich die Risiken bei Lage und Wohnungseigentümergemeinschaft.
Wenn die Lage sich verschlechtert, können Sie die Wohnung nur noch zu
schlechteren Konditionen vermieten und damit ist Ihre Wohnung weniger wert. Denken
Sie nur an die schlimmen Beispiele Duisburg-Marxloh oder Köln-Chorweiler. Das
zweite Risiko ist eine schlechte Eigentümergemeinschaft, die notwendige
Reparaturen verschläft. Mit der Substanz bröckelt dann auch die Vermietbarkeit,
während Ihre „Bude“ immer weniger wert besitzt, weil erwachsene Menschen die
Notwendigkeit üblicher Sanierungen einfach nicht wahrhaben wollen.
Bei Aktien sehe ich persönlich deutlich mehr Risiken.
Welches Produkt wird verkauft? Wohnraum benötigt man immer, die Nachfrage wird
also auch in 1.000 Jahren noch da sein. Jedes Unternehmen hat hingegen ein
eigenes Geschäftsmodell. Wenn dieses Produkt keiner mehr haben will (z.B. Kutschen,
VHS-Kassetten oder Solarzellen aus Deutschland), dann hat sich das Thema
erledigt und die Firma verdient kein Geld mehr. Anders formuliert: Eine Firma, die
einen Trend verschläft, verschwindet früher oder später vom Markt, Ihre Aktien
eignen sich dann nur noch zum Tapezieren (Ihrer Eigentumswohnung). Immer wieder
verkalkuliert sich mal ein Unternehmen und muss zum Insolvenzrichter. Es ist ja
auch viel schwieriger, Finanzströme eines großen Unternehmens im Blick zu
halten, verglichen mit einer (oder auch mehreren) Eigentumswohnungen. Hier ist
es einfach, siehe oben. Bei großen Konzernen mit vielen Mitarbeitern,
Abteilungen, etc. ist das schon anders. Außerdem muss man erstmal Mitarbeiter
bezahlen, bevor der kleine Rest vom Gewinn beim Aktionär ankommt.
Wahrscheinlich möchten sich private Wohnungseigentümer nicht so gern mit dem Berufsbild „Hausverwalter“ und seinen Aussichten auseinandersetzen, aber es wird Ihre Nebenkosten in den nächsten Jahrzehnten deutlich verändern. Gerade komme ich vom jährlichen Branchentreffen in Münster und habe mal wieder festgestellt: Alle Kollegen sind sich einig, dass es fast keine fähigen WEG-Verwalter mehr gibt.
Nicht nur die Eigentümergemeinschaften finden keine Verwalter
mehr. Auch die Verwaltungsbetriebe schaffen es nicht, (wenn überhaupt) an
bezahlbares Personal zu kommen. Und es wird jährlich schlimmer, oder anders
formuliert: Die Konditionen werden sich zu unseren Gunsten verbessern. Das
freut mich.
Liebe Eigentümer bitte verstehen Sie das nicht falsch. Sie
wissen, dass ich immer 100% gebe, damit Sie zufrieden sind. Aber als ich
angefangen habe, musste ich eine Menge Klinken putzen, und ausgesprochen billige
Eröffnungsangebote abgeben, anders kam ich als Quereinsteiger vor 10 Jahren nicht
in den Markt. Scheinbar hat die ganze Branche mir das nachgemacht, jedenfalls
herrschte viele Jahre ein ungerechtfertigter Preiskampf, der scheinbar erst vor
ein paar Jahren zu Ende war. Andererseits sind die Verwalterhonorare in den
letzten Jahren kaum gestiegen. Ich habe irgendwo aufgeschnappt, dass Grundbesitzabgaben
in den letzten Jahrzehnten um 2.000 Prozent gestiegen sind, während sich die
Verwalterhonorare nur verdoppelt haben. Doof. Das ist vielen Eigentümern nicht
klar, obwohl viele wahrscheinlich mehrfach die Miete erhöht haben und die
Eigentumswohnungen eine enorme Wertsteigerung erfahren haben. In der Branche
fängt zum Glück langsam ein Umdenken an, dass kein Verwalter mehr seine
Arbeitskraft für 25 EUR pro Wohnung und Monat verscherbelt.
Auch in diesem Jahr war auf der Konferenz die Rede davon, dass
die Kollegen Objekte unter zehn Einheiten einfach nicht mehr annehmen. „Wir
schaffen von der Kapazität her nicht und die Leute sind auch nicht bereit es zu
bezahlen.“ Vor allem im Segment der „kleinen Häuser“ unter 10 WE verschärft
sich der Wettbewerb (auf Seite der Nachfrager!) dramatisch.
Es ist ja auch kaum zu übersehen: Überall wird gebaut, es gibt immer mehr Eigentumswohnungen und immer weniger WEG-Verwalter. Wer will schon so einen Beruf machen? Verstaubtes Image, Eigentümerversammlung nach 19 Uhr, Büroalltag und häufig Notfälle. Ich habe mich vielleicht schon daran gewöhnt, aber die meisten jungen Leute, die gerade vor der Berufswahl stehen, wollen lieber Blogger werden, Influencer, oder um die Welt reisen. Bestenfalls BWL studieren und Wirtschaftsprüfer werden. Jedenfalls nicht Hausverwalter. Der Nachwuchs geht langsam aus und die Preise werden sich verschärfen.
Die „Millennials”, „Generation Y“. Sie wissen schon, das sind Leute, die zwischen 1980 und 1995 geboren wurden. Man sagt meiner Generation bestimmte Charaktereigenschaften nach. Generation Y, englische Aussprache „Why“, also „Warum“. Die hinterfragen erstmal alles. Außerdem sagt man, sie legen sehr viel Wert auf Selbstverwirklichung, Entfaltungsmöglichkeiten und die Suche nach dem Sinn. Geld besitzt eher untergeordneten Stellenwert, obgleich es zum Leben nötig ist und die ganze Freiheit erst ermöglicht. Eben ein Mittel zum Zweck. Wie auch bei Sternzeichen sind sicherlich ein paar Verallgemeinerungen dabei. Selbstverständlich hat jeder seine individuellen Charaktereigenschaften, aber viele Merkmale treffen generell „schon irgendwie“ auf meine Altersgenossen zu.
Foto: Stephan Walochnik
Ich wurde jedenfalls 1984 geboren und gehöre ebenfalls zur Generation
Y. Zumindest von meiner Wahrnehmung her sehe ich auf den
Eigentümerversammlungen nur Menschen, die mit
Abstand älter sind als ich.
Meine erste Eigentumswohnung habe ich mit 23 Jahren gekauft. Ich habe mich scheinbar daran gewöhnt, dass auf den Versammlungen nur die Generation 40 oder 50 plus zu finden ist.
Möglicherweise hat sich auch meine eigene Alterswahrnehmung verschoben,
denn für mich sind 50-jährige nicht alt. (Redaktioneller Hinweis: Heute, im
Jahr 2020, bin ich 36 Jahre alt.) Letztens habe ich mit einer Frau darüber
gesprochen, wie alt man mit 70 ist. Dummerweise war sie schon fast 70. Ich wäre
am liebsten im Erdboden versunken. Das hätte ich anders eingeschätzt. Ups,
unangenehme Panne. Aber da sieht man mal, für wie jung ich sie gehalten habe.
Sei es drum, auf den
Eigentümerversammlungen finde ich jedenfalls selten Eigentümer unter 35. Ist
das nur meine Wahrnehmung oder ein allgemeiner Trend? Und wenn ja, woran liegt
das?
Ehrlich gesagt weiß ich nicht mal, ob meine subjektive Sicht
überhaupt richtig ist. Aber wenn ja, hätte ich ein paar Vermutungen, aber auch ein
paar Argumente, warum Wohnungseigentum vor allem für diese Generation ganz
hervorragend ist.
Zu meinen Vermutungen: Ich glaube, es liegt am Kredit. Ich bekam
mit 23 Jahren einen Kredit, weil ich einen unbefristeten Arbeitsvertrag hatte.
Wer keinen hat, der hat es schwer. Ziemlich eintönige Perspektive bei den
Banken? Möglich, aber meiner Erfahrung nach die erste Hürde. Wer lange
selbständig ist, hat ebenfalls gute Aussichten, aber mit befristetem Arbeitsvertrag
ist es deutlich schwerer. Aber Zeitarbeit und Zeitverträge haben heutzutage
ein viel größeres Gewicht auf dem Arbeitsmarkt. In der Generation Y sind unbefristete
Arbeitsverträge plus hohe Gehälter eher die Ausnahme als die Regel, zumindest
nicht mehr selbstverständlich. Früher konnte man mit Ausbildungsberuf im Laufe
seines Lebens das Eigenheim finanzieren. Ein Freund meiner Eltern arbeitet bei
der AOK, hat einen unbefristeten Altvertrag mit fürstlichem Einkommen und Zusatzleistungen,
von dem man heute nur träumen kann. Natürlich sind Eigentumswohnungen deutlich
billiger als Eigenheime und für die Generation Y besser geeignet. Aber daraus
wird nichts, wenn es eine Kredithürde gibt, über die man einfach nicht drüber springen
kann.
Zweitens kann es auch am verstaubten Vermieter-Image liegen
und am Schreckgespenst „Mietnomaden“, das durch die Medien geistert, alles kaputt
macht und nicht auszieht. Allen Schreckgeschichten zum Trotz: Wer nicht zahlt, der
hat auch keinen Kündigungsschutz. Ist mir auch schon mal passiert, eine fähige
Mietrechtsanwältin hat den Schrecken schnell beendet.
Währenddessen liegt Generation Y lieber in Peru am Strand,
taucht mit Haifischen, meditiert in Vietnam oder macht sich sonstwie ein
schönes Leben. Zur gleichen Zeit sitze ich in den Eigentümerversammlungen und
schaue meine lieben Kunden an, die fast alle 45 und älter sind.
Wie finanziert denn die Generation Y Ihren nächsten Urlaub?
Genau dafür eignen sich Eigentumswohnungen doch ganz hervorragend! Deswegen
würde diese Anlageform richtig gut passen. Im Idealfall ist eine vermietete Eigentumswohnung
der Weg zur Finanzierung des nächsten Urlaubs.
Einnahmen: Miete.
Betriebskosten: Durchlaufender Posten .
Ausgaben: Kreditrate, Beitrag zur Instandhaltungsrücklage und Verwaltungskosten.
Ich weiß die Rechnung ist etwas vereinfacht, aber möchte ich
damit sagen? Mit meinen vier Eigentumswohnungen verdiene ich jeden Monat 350 EUR
(vor Abzug der Einkommensteuer). Mehr Einnahmen als Ausgaben, weil mir das Wohl
der Mieter am Herzen liegt. Im Laufe eines Jahres kommen so 4.000 EUR zusammen,
ist das nicht schön? Und das, obwohl ich als „privater Kleinvermieter“ in den
letzten 10 Jahren nicht ein einziges Mal die Miete erhöht habe. Das ist sogar
gut: Ein glücklicher Mieter die beste Investition in die Altersvorsorge. Miettreue
bedeutet auch geringe Fluktuation.
Glücklicher Mieter = geringe Fluktuation + keine Probleme
Natürlich muss man irgendwelche Mietrechtsparagraphen beachten,
aber einem Mieter ist es viel wichtiger, dass man ihn anständig behandelt und
sich um seine Probleme kümmert (sofern Sie denn auftauchen). Ein glücklicher Mieter
zahlt meine Wohnungen ab und ermöglicht nach 30 Jahren eine Altersvorsorge, die
ich nicht bezahlt habe. Als Hausverwalter bin ich natürlich halbwegs ortsgebunden
und mache keine dreimonatigen Selbstfindungstrips durch Peru, damit kann ich
persönlich ganz gut leben.
Aber hier schließt sich der Kreis. Investitionen Eigentumswohnungen
sind eigentlich genau das, was Generation Y braucht, wenn sie ausschweifende
und lange Urlaube haben will. Eine erstklassige Altersvorsorge, gekoppelt mit passivem
Einkommen (auch heute schon), das später steigt.
Was gibt es besseres für eine Generation, die sich selbst verwirklichen möchte und gerne durch die Welt reist?
Rechtlicher Hinweis: Weil Versicherungsschäden knifflig sein können, verweise ich nochmals auf den Haftungsausschluss. Sie finden hier allgemein gehaltene Ausführungen, die auf Ihren Einzelfall vielleicht gar nicht so zutreffen. Im Folgenden berichte ich über drei Fälle, die ich in der Vergangenheit so erlebt habe. Lesen Sie unbedingt meinen Haftungsausschluss und konsultieren Sie gute Berater, z.B. Ihren Versicherungsagenten oder Ihren Rechtsanwalt. Verlassen Sie sich – wie immer – nicht blind auf das, was ich schreibe 🙂
Foto: Stephan Walochnik
Drei Vorkommnisse aus den letzten Jahren meiner
Verwaltervergangenheit, drei komische Versicherungsregelungen, die man gar
nicht glauben möchte. Was ist passiert?
Fall 1: Sturmtief Ela, Juni 2014. Zumindest aus
Verwaltersicht lag Düsseldorf scheinbar in Schutt und Asche. Zumindest hörte
mein Telefon von 23 Uhr nachts bis zum nächsten Mittag einfach nicht auf zu
klingeln.
Einer der Fälle: Ein Dachziegel ist vom Gebäude auf die
Motorhaube eines geparkten PKW gekracht. Man sollte meinen, dass die
Versicherung der Eigentümergemeinschaft das Auto bezahlt, meinen Sie nicht? Die
Antwort lautet nein. Die Gebäudeversicherung ist eine Sachversicherung, bedeutet: Die „Sache“ namens Gebäude ist versichert,
mehr nicht.
Der Ziegel ist versichert, die Motorhaube nicht.
Auch die Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht der
Eigentümergemeinschaft musste nichts bezahlen, obwohl ich das halbwegs plausibel
fände. Vielleicht ein Zweifelsfall, es war jedenfalls nicht so. Es kann sein, dass
es ein Grenzfall ist, aber die Eigentümergemeinschaft ist jedenfalls regelmäßig
ihrer Pflicht nachgekommen, das Dach regelmäßig auf lockere Ziegel und sonstige
Schäden kontrollieren zu lassen. Übrigens: Jede Haftpflichtversicherung hat auch
eine „eingebaute Rechtsschutzversicherung“. Das bedeutet, dass berechtigte
Ansprüche von Dritten bezahlt werden,
während unberechtigte Ansprüche abgewehrt werden, notfalls mit anwaltlicher Hilfe. Die zuständige
Versicherung war eine andere, nämlich die Sachversicherung
der Sache „Auto“.
Das muss man jetzt erstmal sacken lassen. Wenn Ihr Ziegelstein auf mein Auto fällt, dann zahlt das meine (!) Autoversicherung.
Foto: Stephan Walochnik
Bei Sachversicherungen geht es auch darum, welche Sache wo versichert
ist. Und die beschädigte Sache ist von der (Auto-) Sachversicherung gedeckt,
die zum Auto gehört. Wie gesagt: Das ist ein Einzelfall und ich wüsste gerne, wie
es wäre, wenn das Auto nur haftpflichtversichert ist.
Fall 2: Bei einem Sturm fällt ein Baum in den Garten des
Nachbarn. Er liegt quer, halb in unserem Garten und halb im Garten des
Nachbarn, sieht doof aus und muss weg. Zum Glück wurde nur der Gartenzaun beschädigt,
der übrigens dem Nachbarn gehört (steht auf seiner Seite der Grenze). Auch hier
die gleiche Frage: Wer zahlt eigentlich den Schaden? Man glaubt es nicht, auch
hier gilt das gleiche Prinzip: Die Gebäudeversicherung des Nachbarn zahlt den
Gartenzaun, weil der zu seinem versicherten Grundstück gehört.
Gebäudeversicherungen sind Sachversicherungen und umfassen in der Regel auch „Nebenanlagen“
wie Gartenhäuschen und Gartenzäune. Der Versicherungsschutz endet an der Grundstücksgrenze.
Und wenn der Zaun dahinter steht, gehört er Zaun zur versicherten Sache namens „Nachbargrundstück“
und somit zu dessen Sachversicherung.
Und die Aufräumarbeiten? Das kommt darauf an, ob die
überhaupt mitversichert sind – oder von der WEG bezahlt werden müssen. In
diesem Fall wurden sie von unserem Versicherungsumfang gedeckt. Es lohnt sich
durchaus, die Versicherungsbedingungen einmal genau durchzusehen, aber auch das
kann ziemlich schnell ausufern: Es gibt gefühlt eine Million
Versicherungsklauseln, die man einfach nicht sinnvoll miteinander vergleichen
kann.
Fall 3: Mieter kauft sich eine Spülmaschine und schließt sie
an… nur nicht so hundertprozentig. Er stellt sie an und fährt zur Arbeit. Wasser
läuft aus der Spülmaschine raus und durch den Fußboden zum Nachbarn – und schön
in seine Decke rein. Außerdem wird eine Etage tiefer die Küche beschädigt. In diesem Fall lief es anders. Hier war die Haftpflichtversicherung des
oberen Mieters zuständig.
Eine Haftpflichtversicherung schützt Sie vor (den finanziellen Auswirkungen von) Schäden, die Sie versehentlich verursacht haben. Schließlich war es keine Absicht.
Die Haftpflichtversicherung schützt den Verursacher davor,
die (berechtigten) Ansprüche des Nachbarn selbst zu bezahlen zu müssen.
In diesem Fall kamen
noch weitere Versicherungen ins Spiel. Die nasse Etagendecke musste
getrocknet werden (dafür gibt es bestimmte Geräte). Weil die Decke zum Gebäude
gehört, lief es über die Gebäudeversicherung, die dann aber die Haftpflichtversicherung
in Regress genommen hat. Das können ruhig mal die Juristen-Profis der Versicherungsabteilungen
unter sich klären, die machen den ganzen Tag nichts anderes, kennen die
Ansprüche und wissen ganz genau, wie der Fall einzuordnen ist. Die kaputte
Küche vom Mieter darunter war Sache von dessen Hausratversicherung, weil sie
ein Möbelstück ist und kein Bauteil des Gebäudes. Und auch die
Hausratversicherung hat bei der Haftpflichtversicherung des Verursachers
Regress angemeldet.
Aber An diesen Beispielen sieht man, wie unterschiedlich es
möglicherweise von Einzelfall zu Einzelfall ist. Natürlich benötigt die WEG
eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung und selbstverständlich eine
Gebäudeversicherung. Sie als Privatperson und Bewohner sollten unbedingt eine
Haftpflichtversicherung besitzen und nicht ohne Hausratversicherung auskommen.
Welche Versicherung „zieht“, kommt sehr stark auf den Einzelfall an. Ich habe Ihnen drei Beispiele aus meiner persönlichen Verwaltervergangenheit erzählt. Deswegen nochmal Hinweis zum Haftungsausschluss. Fragen Sie Ihre Versicherung oder Ihren Rechtsberater, wie die Dinge im Einzelfall gelagert sind. Die Beispiele sind bei so einer komplizierten Materie nicht verallgemeinerbar.
Manchmal muss etwas repariert werden. Ob Sie als Wohnungseigentümer
allein bezahlen müssen, oder ob die ganze WEG daran beteiligt ist, hängt davon
ab, ob Sonder- oder Gemeinschaftseigentum repariert wird.
Wer als Wohnungseigentümer noch ganz unerfahren ist, der
wundert sich oftmals, wie viele Sachen eigentlich Gemeinschaftseigentum sind, aber
im Wohnungseigentumsgesetz steht ganz klar, dass
alles, was für Bestand oder Sicherheit des
Gebäudes
oder für sein äußeres Erscheinungsbild
von Bedeutung ist, gleichzeitig Gemeinschaftseigentum sein
muss. Ein Paar populäre Beispiele finden Sie ja schon in der Überschrift:
Dach,
Keller (-außenwände und -böden),
Fenster,
Aufzug.
Außerdem Fassade, tragende Mauern, das Grundstück selbst, und so weiter… Aber auf Eigentümerversammlungen erlebe ich (zu meinem großen Unverständnis) oft großes Unverständnis, dass es sich bei Bauteil xy nicht um Sondereigentum handelt. Oftmals umso unverständlicher, weil viele Bauteile schon in der Teilungserklärung dem Sonder- und Gemeinschaftseigentum zugeordnet wurden.
Das häufigste Missverständnis sind Fenster:
Zumindest nach meiner Berufserfahrung. Denn Fenster sind gemeinschaftliches Eigentum. Warum? Laut
Wohnungseigentumsgesetz ist alles, was das
äußere Erscheinungsbild des Gebäudes prägt, Gemeinschaftseigentum. Und das
sind auch die Fenster. Wenn Sie also einfach „Ihre“ Fenster austauschen (sie
glauben zumindest, es seien Ihre Fenster) dann begehen Sie Sachbeschädigung,
wussten Sie das?
Foto: Stephan Walochnik
WICHTIG! Man unterscheidet Kostentragung und Eigentum:
Schauen Sie also zuerst in die Teilungserklärung. Beispiel
Fenster: Diese gehören zwingend zum gemeinschaftlichen Eigentum. Möglicherweise
steht aber in der TE, dass jeder Wohnungseigentümer „seine“ Fenster auf eigene
Kosten austauschen darf. Wahrscheinlich ist damit nur die Kostentragung gemeint. Es ist also gemeinschaftliches Eigentum, das Sie auf Ihre Kosten instand halten müssen. (Bei Fenstern hat die
Rechtsprechung sowieso entscheiden, dass sie zwingend Gemeinschaftseigentum
sind. Doch auch bei anderen Gewerken gilt: Schauen Sie sich die
Teilungserklärung unbedingt noch einmal an.)
Das bedeutet also: Sie benötigen trotzdem einen Beschluss der
Eigentümerversammlung, der Ihnen den Austausch / die Instandsetzung erlaubt. Weil
das Wohnungseigentumsgesetz sagt, dass weder Verwalter noch Beirat irgendwas zu
entscheiden haben, beschließt die Eigentümerversammlung über Reparaturmaßnahmen…
und das sind sie. Und Sie entscheiden auch mit Stimmenmehrheit, woher das Geld
kommt, also aus der Rücklage oder als Sonderumlage.
Und da schließt sich der Kreis. Die meisten Eigentümer
verstehen, dass eine Dachsanierung nicht nur vom Eigentümer der DG-Wohnung bezahlt
wird. Soweit logisch. Das gleiche Gesetz gilt aber auch für den Aufzug. Sie
haben die Erdgeschosswohnung gekauft und der Aufzug muss saniert werden?
Mitgehangen, mitgefangen. Es ist nun mal Gemeinschaftseigentum, und Sie zahlen mit.
Hand aufs Herz: Auch Sie können mit dem Aufzug in den Keller fahren, um die
schweren Einkäufe runterzubringen, oder vielleicht haben Sie sogar mit dem
Aufzug Zugang zur Tiefgarage? Jedenfalls sind Aufzüge Gemeinschaftseigentum und
müssen von allen bezahlt werden.
Ich weiß, das muss man erstmal sacken lassen. Die meisten Eigentümer glauben, dass die Fenster ihnen gehören. Es gab genügend Gerichtsprozesse, wo die Eigentümer mit dieser Idee eine Bruchlandung erlebt haben. Wem es nicht passt, der kann sich ein freistehendes Einfamilienhaus kaufen. Die Regeln des Wohnungseigentumsgesetzes sind nicht immer logisch. Aber sie sind da – und deswegen beeinflussen sie Ihr tägliches Leben mehr, als Sie glauben.
Im Wohnungseigentum muss man über vieles sprechen, damit der Verwalter die Meinung der Mehrheit kennt (= Besprechung, kein Beschluss). Diese Willensbildung ist sehr wichtig, hat aber nichts mit einer Beschlussfassung zu tun.
Beschlussfassung bedeutet, den Verwalter zu beauftragen und
zu bevollmächtigen, eine konkret bezeichnete Maßnahme umzusetzen. Ein Beschluss
ist eine verbindliche Regelung, die von der Versammlung per Mehrheit
entschieden wird und sämtliche
Eigentümer und Rechtsnachfolger für alle Zukunft bindet. Voraussetzung für
die Gültigkeit eines Beschlusses ist, dass er auch in vielen Jahren für unbeteiligte Dritte verständlich und klar zu
deuten ist (z.B. Käufer einer Wohnung sind daran gebunden!).
Diese Eindeutigkeit, wer
sich was wünscht, entsteht meistens erst in der Besprechung. Das vereitelt aber
manchmal eine (sofortige) Beschlussfassung, weil der Gesetzgeber vorschreibt,
dass jeder Beschlussgegenstand klar und
eindeutig in der EINLADUNG steht.
Kein Eigentümer darf auf der Eigentümerversammlung überrumpelt werden, sonst ist der Beschluss anfechtbar oder nichtig.
Die Willensbildung ist sehr wichtig, hat aber nichts mit Beschlussfassung zu tun. Bei unserer Besprechung stellen wir also Weichen für die Zukunft. Es ist eine Einordnung, damit ich weiß, wo die Reise hingehen soll. Beispiel: Sie möchten den Eingangsbereich umgestalten oder das Treppenhaus streichen. Damit es Sinn ergibt, Angebote einzuholen, muss zuerst besprochen werden, was von der Mehrheit gewünscht ist (= Besprechung). Diese Willensbildung ist sehr wichtig, hat aber nichts mit einer Beschlussfassung zu tun. Vor der Umsetzung ist ein Beschluss nötig (= konkrete Regelung = Vollmacht und Auftrag an den Verwalter, tätig zu werden), damit er eine konkret bezeichnete Maßnahme im Namen der WEG beauftragen darf. Viele Kollegen machen das anders, handeln dann aber als Vertreter ohne Vertretungsmacht und begehen unbewusst Sachbeschädigung. Wenn es Streit gibt, bezahlt der Verwalter alles selber, einschließlich Rückbau.
für Sonntag und Montag ist ein starkes Unwetter angesagt, aber Versicherungsprämie (und Hausverwalter) träumen von zwei Tagen ohne Sturmschäden. Vielleicht klappt es ja 🙂
Bitte seien Sie so nett: Schauen Sie doch mal in Garten, Balkon und Terrasse, ob dort Gegenstände herumstehen. Jeder Gartenstuhl, Blumentopf oder Sonnenschirm kann bei starkem Wind mitten in Ihre Fensterscheibe knallen. Versicherung hin oder her, jeder Schaden macht Arbeit. Nach den letzten beiden „Sturmkatastrophen“ (Ela und Friederike) konnten Sie sich auf acht Wochen Wartezeit bei der Versicherung einstellen.
Vielleicht stellen Sie Gartenstühle, Blumentöpfe, etc. einfach mal zwei Tage rein und lassen die Rollläden runter (Beispielfoto siehe Anhang) 🙂 Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Foto: Stephan WalochnikArchivbild: Sturmtief Ela, 2014. Foto: Stephan Walochnik.
Wenn etwas kaputt ist, dann muss es repariert werden. Wem
ein Gebäude gehört, der muss es auch instand halten. Das gilt auch für Wohnungseigentümergemeinschaften,
aber da ist der Abstimmungsbedarf höher. Nur der Verwalter darf Aufträge
erteilen, aber die Eigentümer entscheiden per Beschluss. Der Verwalter muss also
Vorarbeit leisten, um den Instandsetzungsbedarf festzustellen und die
Eigentümer über Reparaturmöglichkeiten zu informieren. Und dazu trifft er sich mit
Handwerkern am Gebäude und bittet sie um ein Angebot.
Foto: Stephan Walochnik
Manchmal erlebt man aber auch Folgendes: Die Schadenursache
ist eindeutig geklärt und die Ursache liegt eindeutig im Gemeinschaftseigentum.
In der Teilungserklärung steht nichts Abweichendes über die Kosten, und damit ist
klar, wer instand setzen muss, nämlich die WEG.
Kann es losgehen? Nein.
Manchmal passiert es, dass Wohnungseigentümer weder die Notwendigkeit
noch die Kosten einer Reparaturmaßnahme richtig einordnen können. Sie fühlen
sich vielleicht unsicher, nicht ausreichend über die Maßnahme aufgeklärt oder
glauben, dass es noch viele andere Möglichkeiten gibt, um das zu reparieren. Jedenfalls
möchten sie die Reparatur nicht, obwohl ja jeder weiß, dass Gebäudesubstanz mit
der Zeit erhalten werden muss. Vielleicht hat der Verwalter keine gute
Vorarbeit geleistet und die Eigentümer nicht gut informiert? Seine Aufgabe ist
ja schließlich die Kommunikation. Wenn die Eigentümer sich vor einer
Baumaßnahme verschließen, erlebt man auf den Eigentümerversammlungen oft zwei
Klassen von Ausreden:
Weigerung oder Unverständnis oder
die Forderung nach mindestens 3 Vergleichsangeboten.
Weigerung und Unverständnis:
Manchmal stößt der Verwalter bei der WEG auf Widerstand. Manche
Eigentümer verweigern sich und zeigen wenig Verständnis dafür, dass Bausubstanz
auch erhalten sein will. Da kommen konstruierte Ausreden, z.B. Geldnot („Haben
wir überhaupt genug in der Rücklage?“, eine Frage, die jeder auch vor der
Eigentümerversammlung stellen konnte.). Manchmal erklärt sich ein Eigentümer
auch zum allwissenden Fachmann und sagt, dass es ja noch gar nicht klar ist, ob
überhaupt repariert werden muss (oder kann?). Oft wird auch das vorliegende
Angebot angezweifelt, wird damit auch wirklich die Ursache behoben? Kann der
Handwerker dafür einen Garantieschein ausstellen?
Bestimmt sind hier ein paar berechtigte Fragen dabei. Aber
es ist schade, wenn die Eigentümer schon lange vom Schaden wussten, den
Verwalter auf Lösungssuche geschickt haben („Mach Du mal“), nur um das Thema
dann hinauszuzögern. Da gibt es den (grundlosen) Wunsch zur Vertagung: „Das
besprechen wir dann auf der nächsten Eigentümerversammlung“ … im nächsten Jahr?
Lass‘ bröckeln das Bauwerk!
Foto: Stephan Walochnik
Juristisch besonders heiß ist die rechtswidrige Delegation der Entscheidung auf den Verwaltungsbeirat. Der Beirat ist kein Entscheidungsorgan (§29 (2) WoEigG: „Der Verwaltungsbeirat unterstütztden Verwalter bei der Durchführung seiner Aufgaben.“) Hoffentlich passiert nichts, denn wenn der Beirat etwas entscheidet, macht er sich voll persönlich haftbar. Er darf nichts entscheiden (ebenso wenig wie der Verwalter) – im Gesetz steht, dass die (also alle!) Eigentümer per Mehrheit entscheiden (§23 WoEigG). Und noch vieles mehr.
Wenn es ganz hart kommt, taucht bei manchen Wohnungseigentümern auch Skepsis gegenüber dem Wohnungseigentumsgesetz auf, manche zweifeln die Wirksamkeit der Teilungserklärung an („Kann doch nicht sein“). Manche probieren lieber Hokuspokus aus, also „unkonventionelle“ Sanierungsmethoden, die natürlich deutlich billiger und – fast immer – völlig wirkungslos sind.
Und natürlich die Forderung nach drei (, vier, fünf oder zehn?) Vergleichsangeboten:
Und natürlich: Eine viel zu geringe Anzahl an Reparaturangeboten.
Die Eigentümer „beschließen“ dass der Verwalter zunächst mal drei
Vergleichsangebote einzuholen soll. (Anmerkung: Beschlussgegenstand? Hier
passiert nichts als Gelaber, daher muss man auch nichts beschließen.)
Moment. 3 Angebote? Die Grundidee ist in Ordnung. Aber
meistens ist der Weg trotzdem eine Sackgasse. Die Eigentümer werden selten Geld
sparen. Warum?
Die Grundidee ist so einfach wie simpel: Wenn man 3 Angebote
für die gleiche Leistung hat, erkennt man den fairen Marktpreis und preisliche
Ausreißer. Die Ausreißer werden erstmal aussortiert und dann kann man den
Billigsten beauftragen. Soweit die Theorie. Bei einfachen Sachen (z.B. Anstrich
Treppenhaus) kann man das auch so machen.
Foto: Stephan Walochnik
Selten sind die Angebote überhaupt vergleichbar, weil es sich um unterschiedliche Ausführungsvorschläge handelt.
Die Handwerker bieten unterschiedliche
Leistungen an. Selten führen sie Untersuchungen durch, denn die
Angebotserstellung ist meistens für den Kunden kostenlos. Da möchte niemand
mehr Arbeit als nötig investieren.
Und das ist dann wie Lotto. Falls Sie nicht gerade selbst Architekt
sind und Leistungsverzeichnisse verstehen, beauftragt die WEG einen der nicht
vergleichbaren Ausführungsvorschläge. Ob der Handwerker das Problem hundertprozentig
verstanden hat, sehen Sie in der Ausführungsphase. Da kann es richtig teuer
werden: Plötzlich kommen Handwerker mit unabsehbaren Zusatz- und
Nachtragsangeboten um die Ecke.
Aber Sie haben doch einen festen Kostenrahmen beschlossen!
Der beauftragte Kostenrahmen ist plötzlich egal. Auf einmal nicht mehr gültig,
sagt der Handwerker: „Die zusätzlichen Arbeiten waren bei Angebotserstellung
halt nicht absehbar, tut uns leid, leider müssen Sie mehr bezahlen – oder wir
stellen die Arbeiten ein.“ Erpressung? Mag sein. Keine einfache Entscheidung?
Selber schuld, wenn die WEG an der falschen Stelle Geld sparen wollte.
Schlimmer noch: Wenn nicht genug Geld in der Rücklage ist,
müssen die Eigentümer eine kurzfristige Sonderumlage zahlen – das Geld muss ja
irgendwo herkommen. Und spätestens hier schimpfen alle auf den Verwalter und Beirat.
Ach ja: Gute Handwerker finden Sie nicht mit dem 3-Angebots-Modell.
Die Suche nach drei
Angeboten kann ziemlich anstrengend sein. In der derzeitigen Konjunkturlage
(Stand 2020) ist den Handwerkern nicht gerade langweilig und sie reißen sich
nicht gerade darum, ein Angebot abzugeben. Das war 2007 zwar mal anders, aber
heutzutage muss man sich als Hausverwalter bei (guten) Handwerkern ganz hinten
anstellen, um möglicherweise und mit viel Wohlwollen ein Angebot und keine
Absage zu bekommen.
Immer mehr Aufträge und immer weniger Handwerker? Ein großes
Problem – ich höre immer wieder, dass es einfach keinen Nachwuchs mehr gibt. Die
alten Handwerker gehen in den Ruhestand, und „Generation Z“ will lieber Blogger oder Influencer werden – oder schlimmstenfalls
studieren und Wirtschaftsprüfer werden. Warum auch nicht? Nur leider sterben
hierdurch die Handwerker aus. Für die Immobilienbranche entwickelt sich der Handwerkermangel
zum ernsthaften Problem.
Gute Handwerker lassen sich immer seltener darauf ein, eines
von drei Angeboten abzugeben. Warum auch? Schließlich wissen auch die
Handwerker, dass der niedrigste Preis gewinnt. (Wenn ein Hausverwalter anfragt,
weiß jeder Handwerker, dass der gerade dabei ist, 3 Angebote einzuholen.) Es
gibt immer jemanden, der bereit ist, die Arbeiten etwas billiger und ein
kleines Bisschen schlechter zu machen. Das billigste Angebot wird nicht das Beste
sein.
Für den Verwalter besonders blöd: Wenn zu viele Angebote
nicht beauftragt wurden, sind Handwerker irgendwann nicht mehr dazu bereit, mit
ihm nochmal zusammenzuarbeiten, geschweige denn das x-te Angebot abzugeben.
Wenn es also nicht gerade darum geht, das Treppenhaus
anzustreichen, den Handlauf oder sonstige Kleinigkeiten zu reparieren:
Es geht auch besser:
Beauftragen Sie einen Architekten mit der Fachplanung. Der kennt
sich aus – und kostet nicht viel (noch so ein Irrglaube…). So ein Fachplaner hat
tägliche Routine und sieht sofort,
welche Arbeiten zu tun sind – und welche Folgearbeiten es für gewöhnlich gibt.
Foto: Stephan Walochnik
Er hat viele Jahre Ingenieurswissenschaften studiert und
kennt auch die juristischen Hintergründe, z.B. Unfallverhütungsvorschriften,
Brandschutzvorschriften, Hinweispflichten, Anmeldung, Abnahme, etc. Wussten Sie, dass Verstöße grundsätzlich
auf Sie als Eigentümergemeinschaft zurück fallen? Egal, gegen welche Vorschrift
hier gerade verstoßen wird – Bauherr = Träger von Pflichten und
Verantwortlicher ist in den meisten Fällen die WEG. Jeder Eigentümer haftet im
Außenverhältnis in voller Höhe persönlich.
Muss man die Baustelle beim Amt anmelden? Welche
Beschilderung etc. muss man aufstellen? Der Architekt weiß, was zu tun ist.
Damit bewahrt er die Eigentümer im Handumdrehen vor vierstelligen Bußgeldern.
Zu den rechtlichen Hintergründen gehört natürlich auch die Gewährleistung. Der Fachplaner weiß, wann Gewerke abnahmereif sind und wann Nachbesserungen erforderlich sind. Selbst wenn in mehreren Jahren Reklamationen auftauchen, weiß er sofort, was zu tun ist.
Vorab nochmal der rechtliche Hinweis: Was ich hier schreibe, ist nicht allgemeinverbindlich. Die hier genannten Regeln und Beispiele gelten unter bestimmten Voraussetzungen. Jeder Einzelfall ist anders und bringt bestimmte Besonderheiten mit sich. Wenn die Ratschläge im Allgemeinen hilfreich sind, ist nicht sichergestellt, dass sie für einen ganz bestimmten Fall ebenfalls gelten. Einzelne Sachverhalte können alles ändern. Fragen Sie Ihren (qualifizierten Fach-) Anwalt, nehmen Sie rechtliche Beratung in Anspruch und übernehmen Sie nicht undifferenziert das, was ich hier schreibe. Treffen Sie auf Basis meiner allgemein gehaltenen Ratschläge keine Dispositionen. Konsultieren Sie gute Berater und fragen Sie Ihren gesunden Menschenverstand – so wie Sie es immer tun. Vielen Dank.
Foto: Stephan Walochnik
Manchmal möchten Sie als Wohnungseigentümer Ihre Wohnung
renovieren. „Was muss ich da beachten?“, werde ich häufig gefragt. In Ihrem
Sondereigentum können Sie grundsätzlich tun und lassen, was Sie möchten. Wichtig
ist, die Grenzen des Sondereigentums zu kennen. Schnell hält man „seine“
Fenster oder „seine“ Wohnungstüre für sein Eigentum, aber das stimmt nicht. Beide
Beispiele gehören zum Gemeinschaftseigentum, wussten Sie das? Weil es nicht
Ihnen gehört, dürfen Sie Gemeinschaftseigentum nicht verändern, zumindest nicht
ohne formell aufwendige Zustimmung der WEG (-Versammlung).
Wenn Sie Ihre Wohnung renovieren, dürfen Sie mit Ihrem
Sondereigentum machen, was Sie möchten, vom Gemeinschaftseigentum müssen Sie
aber fernbleiben. Deswegen geht es in diesem Artikel hauptsächlich um die Abgrenzung
zwischen Sonder- und Gemeinschaftseigentum.
Zum Sondereigentum gehören z.B.
innenliegende, nichttragende Wände,
Anstrich,
Innentüren,
Badewanne,
Armaturen,
Dusche,
Steckdosen, Lichtschalter und Deckenlampen,
Fußboden-, Decken- und Wandbeläge (z.B. Tapeten,
Fliesen oder Putz),
Waschbecken,
Einbauküche und …
… und natürlich die legendären Innenfenster. Ich weißbis
heute nicht, was man sich darunter vorstellen soll, aber Innenfenster stehen in
fast jeder Teilungserklärung. Die Innenseiten der Außenfenster sind es
jedenfalls nicht. 🙂
Sie dürfen sich also eine neue Badewanne, Dusche, ein Waschbecken oder eine neue Küche einbauen lassen, ohne dass Sie
jemanden fragen müssten. Auch Leitungen
innerhalb der Wohnung sind Sondereigentum. Das Leitungs-Gemeinschaftseigentum geht
nur bis zur ersten Absperrmöglichkeit.
Foto: Stephan Walochnik
Zum Gemeinschaftseigentum gehören z.B.
Außenfenster,
die meisten Teile des Balkons,
tragende Wände,
Estrich,
Fußbodenheizungen,
Hauptleitungen, auch wenn sie durch Ihre Wohnung
verlaufen,
Fenster
und Ihre Wohnungstür!
Moment, Fenster? Ja richtig. Laut §5 (1) WoEigG gehört
alles, was die äußere Gestalt des Gebäudes ausmacht, zum Gemeinschaftseigentum.
… und jetzt soll mal einer sagen, dass die Fenster die äußere Gestalt nicht
beeinflussen, wenn 19 Fensterrahmen weiß sind und einer anthrazit ist. Genau.
Und selbst, wenn in der Teilungserklärung eine abweichende Kostenregelung steht,
sind Fenster Gemeinschaftseigentum, denn Kosten haben nichts mit Eigentum zu
tun. Selbst wenn Sie die Kosten für neue
Fenster tragen, benötigen Sie die Zustimmung der Eigentümergemeinschaft. Und
dafür brauchen Sie einen Beschluss, so
nervig es auch ist.
Genauso die Wohnungseingangstüre.
Hier ist Vorsicht angesagt, denn auch die gehört zum Gemeinschaftseigentum. Wenn
Sie z.B. einfach so einen Türspion einbauen, ist das leider schon Sachbeschädigung.
Das sollten wir unbedingt vermeiden.
Nichttragende Wände gehören auch zum Sondereigentum, und man
darf sie in der Regel auch herausreißen. Dabei sollte man sich allerdings gut umsehen,
ob die Wände wirklich nicht tragend sind, denn sonst ist der Ärger groß.
Gehen wir mal nach draußen: Was ist mit dem Balkon? Alle tragenden Bestandteile, die
Außenbrüstung und alles, was nach außen hin sichtbar ist, gehört zum Gemeinschaftseigentum.
Zum Sondereigentum gehört nur der Oberbelag, also die Fliesenplatten – und manchmal
der Innenanstrich der Brüstung. Aber Vorsicht!
Selbst beim Oberbelag des Balkons
sollte man im Einzelfall lieber aufpassen,
denn immer, wenn es nach außen hin sichtbar ist, wird es kritisch und es droht
Konfliktpotential.
Wenn Ihre Wohnung einen Garten hat, denken Sie daran: Der Garten gehört nicht Ihnen; Sie
haben ein Sondernutzungsrecht, also ein ausschließliches Nutzungsrecht, das nur
Ihnen allein zusteht. Trotzdem dürfen Sie nicht einfach so Bäume pflanzen oder fällen,
denn die sind nach wie vor Eigentum der WEG – nicht Ihres. Es ist ja ein
Nutzungsrecht. Wesentliche Umgestaltungen des Gartens nennt man im WEG-Recht „bauliche
Veränderungen“ – dazu brauchen Sie die Zustimmung aller Wohnungseigentümer.
Weil die meisten Wohnungseigentümer es einfach nicht wissen, verwechseln sie leicht Sonder- und Gemeinschaftseigentum. Versehen hin oder her, Unwissenheit schützt leider nicht vor Strafe – und das kann schnell teuer werden. Deswegen empfehle ich Ihnen, im Zweifelsfall lieber einmal zu viel als einmal zu wenig in der Teilungserklärung nachzuschauen oder Ihren Verwalter zu fragen. Es ist auch gar nicht schlimm, einen qualifizierten Fachanwalt für Wohnungseigentumsrecht um Rat zu fragen. Ein guter Anwalt ist wie ein Kompass. Er bricht keinen Streit vom Zaun, sondern zeigt Ihnen den Weg. Er erklärt Ihnen, was Sie dürfen und wo die Grenzen sind. Im Verhältnis dazu, welchen Ärger Sie sich einhandeln könnten, kostet er sehr wenig. Wahrscheinlich deutlich weniger als die ganze Renovierungsmaßnahme.
Foto: Stephan Walochnik
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