Damit ein Beschluss einwandfrei und rechtsgültig ist, muss
er „inhaltlich hinreichend bestimmbar“ sein und darf nicht gegen
Rechtsvorschriften verstoßen. Ansonsten ist er nichtig oder anfechtbar. Das ist
abhängig vom Einzelfall und wahrscheinlich entscheidet jeder Richter in
Grenzfällen anders.
a) NICHTIGKEIT:
Ein Beschluss ist z.B. nichtig, wenn er gegen eine zwingende
rechtliche Vorschrift verstößt. Nehmen wir ein bewusst übertriebenes Beispiel:
„Die Eigentümergemeinschaft
beschließt, das Auto vom nervigen Nachbarn Herrn Meier-Müller zu verkaufen,
weil der immer vor unserer Einfahrt parkt.
JA: 720 MEA,
NEIN: 160 MEA,
ENTHALTUGEN: 120 MEA“
(Ich würde gern mal wissen, wer mit „Nein“ gestimmt und wer sich enthalten hat…)
Es ist (glaube ich) jedem sofort klar, dass dieser Beschluss
illegal ist, weil er gegen den Willen des Eigentümers über fremdes Eigentum disponiert.
Man muss ihn nicht anfechten, der Beschluss ist ungültig und besteht gar nicht
erst. (Jedoch, falls das unklar ist, muss der Beschluss von einem Gericht für
ungültig erklärt werden.)
Ein Beschluss ist auch nichtig, wenn er inhaltlich so überhaupt nicht bestimmbar ist, z.B.
„jegliche Ruhestörung ist zu unterlassen“ => wie definiert man „jegliche Ruhestörung“?
b) ANFECHTBARKEIT:
Ein Beschluss ist i.d.R. anfechtbar, wenn er dem WoEigG zwar
zuwider läuft, aber nicht zwingend illegal ist. Schwer zu beschreiben, es kommt
wirklich auf den Einzelfall an.
Beispiel:
„Die Eigentümergemeinschaft
beschließt die Wahl von Herrn Schmitz als Beirat.“
Im WoEigG steht, dass der Beirat aus genau drei Personen bestehen
muss. So ein Beschluss kann innerhalb von einem Monat nach der EV angefochten
werden. Wenn sich keiner die Mühe macht, wird er danach bestandskräftig.
Der Vorratsbeschluss ist eine verbreitete Vorstellung ohne jede Rechtsgrundlage. Sie hat sich in den Köpfen vieler Wohnungseigentümer festgesetzt, ist aber ein gefährliches Unterfangen, das im Nachgang zur Eigentümerversammlung hohe Anwalts- und Gerichtskosten nach sich ziehen kann.
Die Wahrheit ist: Meistens schafft es jeder Fachanwalt schon vor dem Amtsgericht, einen „Vorratsbeschluss“ innerhalb von fünf Minuten zu zerlegen. Denn ein Vorratsbeschluss widerspricht etlichen formellen Vorschriften, die man bei Beschlüssen einhalten muss. Dabei denke ich (mindestens) an die folgenden:
1. Inhaltliche Bestimmtheit
Ein Beschluss muss „inhaltlich hinreichend bestimmt“ sein,
ansonsten ist er nichtig oder anfechtbar.
Das ist abhängig vom Einzelfall und wahrscheinlich entscheidet jeder Richter in
Grenzfällen anders.
Probleme: Inhaltliche
Bestimmtheit vs. Vorratsbeschluss:
Der Grundsatz lautet: Wenn ein Beschluss auch für fremde Dritte (z.B. zukünftige Eigentümer) klar zu deuten ist, dann ist er i.d.R. in Ordnung und rechtsgültig.
Also wenn auch in der Zukunft klar erkennbar ist, was dieser Beschluss regelt. Vorratsbeschlüsse sind aber meistens inhaltlich ziemlich unbestimmt, weil jemand gerne
irgendwas
irgendwie
für
irgendeinen Zweck
für die Zukunft beschließen möchte, obwohl noch gar keine
Klarheit hinsichtlich der Grundlage besteht. Das ist sehr gefährlich, rechtlich
angreifbar und kann teuer werden.
Beispiel nichtiger Beschluss:
„Die Eigentümergemeinschaft
beschließt, dass jegliche Ruhestörung
in Zukunft zu unterlassen ist.
JA: 510 MEA,
NEIN: 390 MEA,
ENTHALTUGEN: 100 MEA“
Ich würde mal sagen, dass dieser Beschluss nichtig ist, weil sogar Corona-Husten oder Radiohören (in Zimmerlautstärke) damit verboten würden, was faktisch unmöglich ist. Außerdem ist völlig unklar, was denn unter „Ruhestörung“ zu verstehen ist. Der Beschluss verstößt gegen jede Form der Selbstverwirklichung und Nutzung der Eigentumswohnung und beeinträchtigt damit das Eigentum in unzumutbarer Weise.
2. Beschluss vs. Vereinbarung
Weil sich ein Vorratsbeschluss in der Regel nicht auf einen konkreten Einzelfall bezieht, könnte es sich oftmals um eine sog. „Vereinbarung“ handeln, die ganz andere Formvorschriften nach sich zieht. Hier der Unterschied:
Beschluss: Ein Beschluss ist eine Regelung für einen bestimmten Einzelfall. Das kann auch ein sehr großer Einzelfall sein.
Formvorschrift: Sehr einfach, es
reicht (i.d.R.) ein einfacher Mehrheitsbeschluss.
Beispiele:
Sanierung
der Balkone von WE5 und WE8
Beschluss
über die Jahresabrechnung 2019
Entlastung
des Verwalters für 2019
Anstrich
Treppenhaus
Vereinbarung: Eine Vereinbarung ist allgemeingültig, eine Regelung für alle Zeit. Sie ist dauerhaft bindend.
Formvorschrift: Deutlich höher, um Sie
als Verbraucher zu schützen. Weil eine Vereinbarung alle Eigentümer für alle
Zeit bindet, ist das Einverständnis von
jedem im Grundbuch eingetragen Eigentümer erforderlich. Man kann eine Vereinbarung notariell fixieren und ins Grundbuch
eintragen lassen. Andernfalls ist
die Vereinbarung nur gültig bis zum nächsten
Eigentümerwechsel. Denn wenn der neue Eigentümer kann nicht zu
weitreichenden Regeln verpflichtet werden, die er vorher gar nicht herausfinden
konnte.
Beispiel:
Kaputte Rollläden müssen vom jeweiligen Sondereigentümer repariert und bezahlt werden.
Probleme: Vorratsbeschluss
= Beschluss oder Vereinbarung?
Weil sich ein Vorratsbeschluss in der Regel nicht auf einen
konkreten Einzelfall bezieht, könnte es sich auch um eine allgemeingültige Vereinbarung
handeln, je nach Auslegung durch den Richter. Ohnehin hört man als Verwalter die
verrücktesten Konstruktionen und Wünsche (bzw. „Beschlussanträge“). Wer sich
als Verwalter darauf einlässt, ist selber schuld, wenn er nach einem verlorenen
Gerichtsprozess nach § 49 (2) WoEigG auch die ganzen Kosten tragen muss.
Deswegen frage ich mich, warum man überhaupt einen Vorratsbeschluss fassen sollte.
Das WoEigG sieht schließlich vor, dass sich die Eigentümer
für jede „größere Kleinigkeit“ treffen und einen Beschluss fassen. Also dann,
wenn alle Entscheidungsgrundlagen klar vorliegen und jeder weiß, worüber
beschlossen wird. Beschlussfassung, Abstimmung und nach 10 Minuten sind Sie fertig
und gehen wieder.
Die Eigentümerversammlung nicht 1x im Jahr statt, sondern nach
Bedarf. Alles andere entsteht in den Köpfen. Also besser warten, bis die
notwendigen Entscheidungsgrundlagen da sind, dann eine kurze 10-Minuten-Eigentümerversammlung
einberufen, saubere und rechtlich nicht angreifbare Beschlussfassung, dann ist
das Thema erledigt. Viel besser und
sicherer als der Vorratsbeschluss, der sowieso nur bis zum Amtsgericht hält.
Schlusswort: Wieso eigentlich immer über die Formalitäten?
Weil es leider genügend Eigentümer gibt, die den Verwalter ärgern möchten. Selbst
wenn sich im Moment alle einig sind, so wäre man als Verwalter doch mit so
einem Beschluss erpressbar. Die Zeche (=Anwalts- und Gerichtskosten) zahlt
entsprechend § 49 (2) WoEigG grundsätzlich der Verwalter. Und: Den Kaufvertrag
für Ihre Wohnung haben Sie doch auch nicht mündlich geschlossen, sondern sind
zum Notar gegangen, oder? Beim Wohnungskauf ist es den Leuten also klar, dass
man die Formalitäten einhalten sollte. Wieso nicht auch bei Beschlüssen?
Manche Leute haben Angst, eine Eigentumswohnung zu kaufen. Auf
meine Frage nach den Gründen höre ich häufig: „… und wenn mal das Dach gemacht
werden muss…“
Hand aufs Herz, in den letzten zehn Jahren meiner
Verwaltertätigkeit habe ich es nicht ein mal erlebt, dass ein Dach „gemacht
werden“ musste. Beziehungsweise: Es kommt darauf an, was man unter dem Begriff „gemacht
werden“ versteht.
Meinen Sie eine vollständige Dachsanierung? Oder stellenweise
Reparaturen ab und zu? Das letzte würde ich bestätigen, kostet aber nicht allzu
viel Geld. Vor einer gesamten Dachsanierung hätte ich keine Angst.
Was muss alles kaputt sein, damit man das ganze Dach erneuern
muss? Das ganze Dach muss ein Flickenteppich sein, bei jedem Sturm knallen
mindestens zehn Ziegel runter, und am besten ist noch die ganze Holzbalkenkonstruktion
hinüber. Ja, dann gebe ich Ihnen Recht, dann muss das gesamte Dach „gemacht
werden“. Aber in dem Fall haben die Leute schon vorher etliche Jahre geschlafen.
Lieber sollte ein Dachdecker jedes Jahr kurz Ihr Dach kontrollieren und die Rinnen sauber machen (, auch wenn man keine Anzeichen dafür sieht). Das rechnet er nach Stunden ab und kostet nicht viel Geld. Kleinere Schäden werden entdeckt (!) und sofort behoben, z.B. Lötstellen, lockere Ziegel oder vielleicht Kleinigkeiten an der Dachschweißbahn. Je nach Größe des Gebäudes kann es auch mal sein, dass zwischendurch Reparaturen um die 3.000 EUR anfallen. Aber nicht jährlich. Außerdem denke ich bei der Größenordnung so an ein Achtfamilienhaus. Aber wenn solche Sachen über die Jahre immer beihält, wird langfristig kaum etwas passieren und meiner Meinung nach ist eine vollständige Dachsanierung dann völlig ausgeschlossen. Natürlich sind Sturmschäden jedweder Art vorstellbar, aber die sind ja versichert. Wenn man sich regelmäßig um das Dach kümmert, dann bleibt die Substanz auch langfristig erhalten.
Rechtlicher Hinweis: Weil Versicherungsschäden knifflig sein können, verweise ich nochmals auf den Haftungsausschluss. Sie finden hier allgemein gehaltene Ausführungen, die auf Ihren Einzelfall vielleicht gar nicht so zutreffen. Im Folgenden berichte ich über drei Fälle, die ich in der Vergangenheit so erlebt habe. Lesen Sie unbedingt meinen Haftungsausschluss und konsultieren Sie gute Berater, z.B. Ihren Versicherungsagenten oder Ihren Rechtsanwalt. Verlassen Sie sich – wie immer – nicht blind auf das, was ich schreibe 🙂
Drei Vorkommnisse aus den letzten Jahren meiner
Verwaltervergangenheit, drei komische Versicherungsregelungen, die man gar
nicht glauben möchte. Was ist passiert?
Fall 1: Sturmtief Ela, Juni 2014. Zumindest aus
Verwaltersicht lag Düsseldorf scheinbar in Schutt und Asche. Zumindest hörte
mein Telefon von 23 Uhr nachts bis zum nächsten Mittag einfach nicht auf zu
klingeln.
Einer der Fälle: Ein Dachziegel ist vom Gebäude auf die
Motorhaube eines geparkten PKW gekracht. Man sollte meinen, dass die
Versicherung der Eigentümergemeinschaft das Auto bezahlt, meinen Sie nicht? Die
Antwort lautet nein. Die Gebäudeversicherung ist eine Sachversicherung, bedeutet: Die „Sache“ namens Gebäude ist versichert,
mehr nicht.
Der Ziegel ist versichert, die Motorhaube nicht.
Auch die Haus- und Grundbesitzerhaftpflicht der
Eigentümergemeinschaft musste nichts bezahlen, obwohl ich das halbwegs plausibel
fände. Vielleicht ein Zweifelsfall, es war jedenfalls nicht so. Es kann sein, dass
es ein Grenzfall ist, aber die Eigentümergemeinschaft ist jedenfalls regelmäßig
ihrer Pflicht nachgekommen, das Dach regelmäßig auf lockere Ziegel und sonstige
Schäden kontrollieren zu lassen. Übrigens: Jede Haftpflichtversicherung hat auch
eine „eingebaute Rechtsschutzversicherung“. Das bedeutet, dass berechtigte
Ansprüche von Dritten bezahlt werden,
während unberechtigte Ansprüche abgewehrt werden, notfalls mit anwaltlicher Hilfe. Die zuständige
Versicherung war eine andere, nämlich die Sachversicherung
der Sache „Auto“.
Das muss man jetzt erstmal sacken lassen. Wenn Ihr Ziegelstein auf mein Auto fällt, dann zahlt das meine (!) Autoversicherung.
Bei Sachversicherungen geht es auch darum, welche Sache wo versichert
ist. Und die beschädigte Sache ist von der (Auto-) Sachversicherung gedeckt,
die zum Auto gehört. Wie gesagt: Das ist ein Einzelfall und ich wüsste gerne, wie
es wäre, wenn das Auto nur haftpflichtversichert ist.
Fall 2: Bei einem Sturm fällt ein Baum in den Garten des
Nachbarn. Er liegt quer, halb in unserem Garten und halb im Garten des
Nachbarn, sieht doof aus und muss weg. Zum Glück wurde nur der Gartenzaun beschädigt,
der übrigens dem Nachbarn gehört (steht auf seiner Seite der Grenze). Auch hier
die gleiche Frage: Wer zahlt eigentlich den Schaden? Man glaubt es nicht, auch
hier gilt das gleiche Prinzip: Die Gebäudeversicherung des Nachbarn zahlt den
Gartenzaun, weil der zu seinem versicherten Grundstück gehört.
Gebäudeversicherungen sind Sachversicherungen und umfassen in der Regel auch „Nebenanlagen“
wie Gartenhäuschen und Gartenzäune. Der Versicherungsschutz endet an der Grundstücksgrenze.
Und wenn der Zaun dahinter steht, gehört er Zaun zur versicherten Sache namens „Nachbargrundstück“
und somit zu dessen Sachversicherung.
Und die Aufräumarbeiten? Das kommt darauf an, ob die
überhaupt mitversichert sind – oder von der WEG bezahlt werden müssen. In
diesem Fall wurden sie von unserem Versicherungsumfang gedeckt. Es lohnt sich
durchaus, die Versicherungsbedingungen einmal genau durchzusehen, aber auch das
kann ziemlich schnell ausufern: Es gibt gefühlt eine Million
Versicherungsklauseln, die man einfach nicht sinnvoll miteinander vergleichen
kann.
Fall 3: Mieter kauft sich eine Spülmaschine und schließt sie
an… nur nicht so hundertprozentig. Er stellt sie an und fährt zur Arbeit. Wasser
läuft aus der Spülmaschine raus und durch den Fußboden zum Nachbarn – und schön
in seine Decke rein. Außerdem wird eine Etage tiefer die Küche beschädigt. In diesem Fall lief es anders. Hier war die Haftpflichtversicherung des
oberen Mieters zuständig.
Eine Haftpflichtversicherung schützt Sie vor (den finanziellen Auswirkungen von) Schäden, die Sie versehentlich verursacht haben. Schließlich war es keine Absicht.
Die Haftpflichtversicherung schützt den Verursacher davor,
die (berechtigten) Ansprüche des Nachbarn selbst zu bezahlen zu müssen.
In diesem Fall kamen
noch weitere Versicherungen ins Spiel. Die nasse Etagendecke musste
getrocknet werden (dafür gibt es bestimmte Geräte). Weil die Decke zum Gebäude
gehört, lief es über die Gebäudeversicherung, die dann aber die Haftpflichtversicherung
in Regress genommen hat. Das können ruhig mal die Juristen-Profis der Versicherungsabteilungen
unter sich klären, die machen den ganzen Tag nichts anderes, kennen die
Ansprüche und wissen ganz genau, wie der Fall einzuordnen ist. Die kaputte
Küche vom Mieter darunter war Sache von dessen Hausratversicherung, weil sie
ein Möbelstück ist und kein Bauteil des Gebäudes. Und auch die
Hausratversicherung hat bei der Haftpflichtversicherung des Verursachers
Regress angemeldet.
Aber An diesen Beispielen sieht man, wie unterschiedlich es
möglicherweise von Einzelfall zu Einzelfall ist. Natürlich benötigt die WEG
eine Haus- und Grundbesitzerhaftpflichtversicherung und selbstverständlich eine
Gebäudeversicherung. Sie als Privatperson und Bewohner sollten unbedingt eine
Haftpflichtversicherung besitzen und nicht ohne Hausratversicherung auskommen.
Welche Versicherung „zieht“, kommt sehr stark auf den Einzelfall an. Ich habe Ihnen drei Beispiele aus meiner persönlichen Verwaltervergangenheit erzählt. Deswegen nochmal Hinweis zum Haftungsausschluss. Fragen Sie Ihre Versicherung oder Ihren Rechtsberater, wie die Dinge im Einzelfall gelagert sind. Die Beispiele sind bei so einer komplizierten Materie nicht verallgemeinerbar.
Im Wohnungseigentum muss man über vieles sprechen, damit der Verwalter die Meinung der Mehrheit kennt (= Besprechung, kein Beschluss). Diese Willensbildung ist sehr wichtig, hat aber nichts mit einer Beschlussfassung zu tun.
Beschlussfassung bedeutet, den Verwalter zu beauftragen und
zu bevollmächtigen, eine konkret bezeichnete Maßnahme umzusetzen. Ein Beschluss
ist eine verbindliche Regelung, die von der Versammlung per Mehrheit
entschieden wird und sämtliche
Eigentümer und Rechtsnachfolger für alle Zukunft bindet. Voraussetzung für
die Gültigkeit eines Beschlusses ist, dass er auch in vielen Jahren für unbeteiligte Dritte verständlich und klar zu
deuten ist (z.B. Käufer einer Wohnung sind daran gebunden!).
Diese Eindeutigkeit, wer
sich was wünscht, entsteht meistens erst in der Besprechung. Das vereitelt aber
manchmal eine (sofortige) Beschlussfassung, weil der Gesetzgeber vorschreibt,
dass jeder Beschlussgegenstand klar und
eindeutig in der EINLADUNG steht.
Kein Eigentümer darf auf der Eigentümerversammlung überrumpelt werden, sonst ist der Beschluss anfechtbar oder nichtig.
Die Willensbildung ist sehr wichtig, hat aber nichts mit Beschlussfassung zu tun. Bei unserer Besprechung stellen wir also Weichen für die Zukunft. Es ist eine Einordnung, damit ich weiß, wo die Reise hingehen soll. Beispiel: Sie möchten den Eingangsbereich umgestalten oder das Treppenhaus streichen. Damit es Sinn ergibt, Angebote einzuholen, muss zuerst besprochen werden, was von der Mehrheit gewünscht ist (= Besprechung). Diese Willensbildung ist sehr wichtig, hat aber nichts mit einer Beschlussfassung zu tun. Vor der Umsetzung ist ein Beschluss nötig (= konkrete Regelung = Vollmacht und Auftrag an den Verwalter, tätig zu werden), damit er eine konkret bezeichnete Maßnahme im Namen der WEG beauftragen darf. Viele Kollegen machen das anders, handeln dann aber als Vertreter ohne Vertretungsmacht und begehen unbewusst Sachbeschädigung. Wenn es Streit gibt, bezahlt der Verwalter alles selber, einschließlich Rückbau.
für Sonntag und Montag ist ein starkes Unwetter angesagt, aber Versicherungsprämie (und Hausverwalter) träumen von zwei Tagen ohne Sturmschäden. Vielleicht klappt es ja 🙂
Bitte seien Sie so nett: Schauen Sie doch mal in Garten, Balkon und Terrasse, ob dort Gegenstände herumstehen. Jeder Gartenstuhl, Blumentopf oder Sonnenschirm kann bei starkem Wind mitten in Ihre Fensterscheibe knallen. Versicherung hin oder her, jeder Schaden macht Arbeit. Nach den letzten beiden „Sturmkatastrophen“ (Ela und Friederike) konnten Sie sich auf acht Wochen Wartezeit bei der Versicherung einstellen.
Vielleicht stellen Sie Gartenstühle, Blumentöpfe, etc. einfach mal zwei Tage rein und lassen die Rollläden runter (Beispielfoto siehe Anhang) 🙂 Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Wenn etwas kaputt ist, dann muss es repariert werden. Wem
ein Gebäude gehört, der muss es auch instand halten. Das gilt auch für Wohnungseigentümergemeinschaften,
aber da ist der Abstimmungsbedarf höher. Nur der Verwalter darf Aufträge
erteilen, aber die Eigentümer entscheiden per Beschluss. Der Verwalter muss also
Vorarbeit leisten, um den Instandsetzungsbedarf festzustellen und die
Eigentümer über Reparaturmöglichkeiten zu informieren. Und dazu trifft er sich mit
Handwerkern am Gebäude und bittet sie um ein Angebot.
Manchmal erlebt man aber auch Folgendes: Die Schadenursache
ist eindeutig geklärt und die Ursache liegt eindeutig im Gemeinschaftseigentum.
In der Teilungserklärung steht nichts Abweichendes über die Kosten, und damit ist
klar, wer instand setzen muss, nämlich die WEG.
Kann es losgehen? Nein.
Manchmal passiert es, dass Wohnungseigentümer weder die Notwendigkeit
noch die Kosten einer Reparaturmaßnahme richtig einordnen können. Sie fühlen
sich vielleicht unsicher, nicht ausreichend über die Maßnahme aufgeklärt oder
glauben, dass es noch viele andere Möglichkeiten gibt, um das zu reparieren. Jedenfalls
möchten sie die Reparatur nicht, obwohl ja jeder weiß, dass Gebäudesubstanz mit
der Zeit erhalten werden muss. Vielleicht hat der Verwalter keine gute
Vorarbeit geleistet und die Eigentümer nicht gut informiert? Seine Aufgabe ist
ja schließlich die Kommunikation. Wenn die Eigentümer sich vor einer
Baumaßnahme verschließen, erlebt man auf den Eigentümerversammlungen oft zwei
Klassen von Ausreden:
Weigerung oder Unverständnis oder
die Forderung nach mindestens 3 Vergleichsangeboten.
Weigerung und Unverständnis:
Manchmal stößt der Verwalter bei der WEG auf Widerstand. Manche
Eigentümer verweigern sich und zeigen wenig Verständnis dafür, dass Bausubstanz
auch erhalten sein will. Da kommen konstruierte Ausreden, z.B. Geldnot („Haben
wir überhaupt genug in der Rücklage?“, eine Frage, die jeder auch vor der
Eigentümerversammlung stellen konnte.). Manchmal erklärt sich ein Eigentümer
auch zum allwissenden Fachmann und sagt, dass es ja noch gar nicht klar ist, ob
überhaupt repariert werden muss (oder kann?). Oft wird auch das vorliegende
Angebot angezweifelt, wird damit auch wirklich die Ursache behoben? Kann der
Handwerker dafür einen Garantieschein ausstellen?
Bestimmt sind hier ein paar berechtigte Fragen dabei. Aber
es ist schade, wenn die Eigentümer schon lange vom Schaden wussten, den
Verwalter auf Lösungssuche geschickt haben („Mach Du mal“), nur um das Thema
dann hinauszuzögern. Da gibt es den (grundlosen) Wunsch zur Vertagung: „Das
besprechen wir dann auf der nächsten Eigentümerversammlung“ … im nächsten Jahr?
Lass‘ bröckeln das Bauwerk!
Juristisch besonders heiß ist die rechtswidrige Delegation der Entscheidung auf den Verwaltungsbeirat. Der Beirat ist kein Entscheidungsorgan (§29 (2) WoEigG: „Der Verwaltungsbeirat unterstütztden Verwalter bei der Durchführung seiner Aufgaben.“) Hoffentlich passiert nichts, denn wenn der Beirat etwas entscheidet, macht er sich voll persönlich haftbar. Er darf nichts entscheiden (ebenso wenig wie der Verwalter) – im Gesetz steht, dass die (also alle!) Eigentümer per Mehrheit entscheiden (§23 WoEigG). Und noch vieles mehr.
Wenn es ganz hart kommt, taucht bei manchen Wohnungseigentümern auch Skepsis gegenüber dem Wohnungseigentumsgesetz auf, manche zweifeln die Wirksamkeit der Teilungserklärung an („Kann doch nicht sein“). Manche probieren lieber Hokuspokus aus, also „unkonventionelle“ Sanierungsmethoden, die natürlich deutlich billiger und – fast immer – völlig wirkungslos sind.
Und natürlich die Forderung nach drei (, vier, fünf oder zehn?) Vergleichsangeboten:
Und natürlich: Eine viel zu geringe Anzahl an Reparaturangeboten.
Die Eigentümer „beschließen“ dass der Verwalter zunächst mal drei
Vergleichsangebote einzuholen soll. (Anmerkung: Beschlussgegenstand? Hier
passiert nichts als Gelaber, daher muss man auch nichts beschließen.)
Moment. 3 Angebote? Die Grundidee ist in Ordnung. Aber
meistens ist der Weg trotzdem eine Sackgasse. Die Eigentümer werden selten Geld
sparen. Warum?
Die Grundidee ist so einfach wie simpel: Wenn man 3 Angebote
für die gleiche Leistung hat, erkennt man den fairen Marktpreis und preisliche
Ausreißer. Die Ausreißer werden erstmal aussortiert und dann kann man den
Billigsten beauftragen. Soweit die Theorie. Bei einfachen Sachen (z.B. Anstrich
Treppenhaus) kann man das auch so machen.
Selten sind die Angebote überhaupt vergleichbar, weil es sich um unterschiedliche Ausführungsvorschläge handelt.
Die Handwerker bieten unterschiedliche
Leistungen an. Selten führen sie Untersuchungen durch, denn die
Angebotserstellung ist meistens für den Kunden kostenlos. Da möchte niemand
mehr Arbeit als nötig investieren.
Und das ist dann wie Lotto. Falls Sie nicht gerade selbst Architekt
sind und Leistungsverzeichnisse verstehen, beauftragt die WEG einen der nicht
vergleichbaren Ausführungsvorschläge. Ob der Handwerker das Problem hundertprozentig
verstanden hat, sehen Sie in der Ausführungsphase. Da kann es richtig teuer
werden: Plötzlich kommen Handwerker mit unabsehbaren Zusatz- und
Nachtragsangeboten um die Ecke.
Aber Sie haben doch einen festen Kostenrahmen beschlossen!
Der beauftragte Kostenrahmen ist plötzlich egal. Auf einmal nicht mehr gültig,
sagt der Handwerker: „Die zusätzlichen Arbeiten waren bei Angebotserstellung
halt nicht absehbar, tut uns leid, leider müssen Sie mehr bezahlen – oder wir
stellen die Arbeiten ein.“ Erpressung? Mag sein. Keine einfache Entscheidung?
Selber schuld, wenn die WEG an der falschen Stelle Geld sparen wollte.
Schlimmer noch: Wenn nicht genug Geld in der Rücklage ist,
müssen die Eigentümer eine kurzfristige Sonderumlage zahlen – das Geld muss ja
irgendwo herkommen. Und spätestens hier schimpfen alle auf den Verwalter und Beirat.
Ach ja: Gute Handwerker finden Sie nicht mit dem 3-Angebots-Modell.
Die Suche nach drei
Angeboten kann ziemlich anstrengend sein. In der derzeitigen Konjunkturlage
(Stand 2020) ist den Handwerkern nicht gerade langweilig und sie reißen sich
nicht gerade darum, ein Angebot abzugeben. Das war 2007 zwar mal anders, aber
heutzutage muss man sich als Hausverwalter bei (guten) Handwerkern ganz hinten
anstellen, um möglicherweise und mit viel Wohlwollen ein Angebot und keine
Absage zu bekommen.
Immer mehr Aufträge und immer weniger Handwerker? Ein großes
Problem – ich höre immer wieder, dass es einfach keinen Nachwuchs mehr gibt. Die
alten Handwerker gehen in den Ruhestand, und „Generation Z“ will lieber Blogger oder Influencer werden – oder schlimmstenfalls
studieren und Wirtschaftsprüfer werden. Warum auch nicht? Nur leider sterben
hierdurch die Handwerker aus. Für die Immobilienbranche entwickelt sich der Handwerkermangel
zum ernsthaften Problem.
Gute Handwerker lassen sich immer seltener darauf ein, eines
von drei Angeboten abzugeben. Warum auch? Schließlich wissen auch die
Handwerker, dass der niedrigste Preis gewinnt. (Wenn ein Hausverwalter anfragt,
weiß jeder Handwerker, dass der gerade dabei ist, 3 Angebote einzuholen.) Es
gibt immer jemanden, der bereit ist, die Arbeiten etwas billiger und ein
kleines Bisschen schlechter zu machen. Das billigste Angebot wird nicht das Beste
sein.
Für den Verwalter besonders blöd: Wenn zu viele Angebote
nicht beauftragt wurden, sind Handwerker irgendwann nicht mehr dazu bereit, mit
ihm nochmal zusammenzuarbeiten, geschweige denn das x-te Angebot abzugeben.
Wenn es also nicht gerade darum geht, das Treppenhaus
anzustreichen, den Handlauf oder sonstige Kleinigkeiten zu reparieren:
Es geht auch besser:
Beauftragen Sie einen Architekten mit der Fachplanung. Der kennt
sich aus – und kostet nicht viel (noch so ein Irrglaube…). So ein Fachplaner hat
tägliche Routine und sieht sofort,
welche Arbeiten zu tun sind – und welche Folgearbeiten es für gewöhnlich gibt.
Er hat viele Jahre Ingenieurswissenschaften studiert und
kennt auch die juristischen Hintergründe, z.B. Unfallverhütungsvorschriften,
Brandschutzvorschriften, Hinweispflichten, Anmeldung, Abnahme, etc. Wussten Sie, dass Verstöße grundsätzlich
auf Sie als Eigentümergemeinschaft zurück fallen? Egal, gegen welche Vorschrift
hier gerade verstoßen wird – Bauherr = Träger von Pflichten und
Verantwortlicher ist in den meisten Fällen die WEG. Jeder Eigentümer haftet im
Außenverhältnis in voller Höhe persönlich.
Muss man die Baustelle beim Amt anmelden? Welche
Beschilderung etc. muss man aufstellen? Der Architekt weiß, was zu tun ist.
Damit bewahrt er die Eigentümer im Handumdrehen vor vierstelligen Bußgeldern.
Zu den rechtlichen Hintergründen gehört natürlich auch die Gewährleistung. Der Fachplaner weiß, wann Gewerke abnahmereif sind und wann Nachbesserungen erforderlich sind. Selbst wenn in mehreren Jahren Reklamationen auftauchen, weiß er sofort, was zu tun ist.
Es kann vorkommen, dass Schäden am Gemeinschaftseigentum die
Nutzbarkeit des Sondereigentums beeinträchtigen. Das Mitbenutzungsrecht an
Treppenhaus, Aufzug und Heizung gehört in der Regel zum „vertragsgemäßen
Gebrauch“ der Mietsache. Laut Mietvertrag ist der Vermieter verpflichtet, den
Mangel zu beseitigen. Bis dahin darf der Mieter die Miete mindern, egal was die
WEG gerade macht. Der Vermieter kann aber häufig seine Ansprüche gegenüber der WEG
nicht sofort durchsetzen.
Abgedroschenes Beispiel:
Ausfall der Heizung. Heizung = Gemeinschaftseigentum. Die WEG ist zuständig.
Außenvertretungsbefugt ist allein der WEG-Verwalter und kein anderer. Ungeachtet
dessen stehen dem Mieter in vielen Fällen bereits Minderungsrechte zu, obwohl
der Vermieter gar nichts machen kann. Viel Zeit kann verstreichen, selbst bei
einem kooperativen Verwalter. Er ist zwar außenvertretungsbefugt, darf aber
aufgrund gesetzlicher Regelungen keine Reparaturaufträge erteilen. Ohne
Beschluss der Eigentümerversammlung hat er keinerlei Entscheidungsspielraum.
Die zwingende
gesetzliche Regelung lautet:
Die Willensbildung einer WEG geschieht allein auf der Eigentümerversammlung durch Beschluss. Verwalter und Beirat entscheiden gar nichts.
Andernfalls handeln sie als Vertreter ohne Vertretungsmacht und zahlen alles selbst. Zugegeben, das Extrembeispiel „Heizung“ ist wirklich ziemlich abgedroschen. Liegen die Reparaturkosten in einem bestimmten Rahmen, darf der Verwalter aufgrund der Vollmacht meist trotzdem sofort Reparaturen beauftragen. Und: Ist die Heizung kalt, sind sich alle Eigentümer schnell einig. Aber was ist in folgenden Fällen?
Die Außenbeleuchtung flackert vor dem
Schlafzimmerfenster des Mieters.
Die schadhafte Abdichtung des Balkons ruiniert den
Parkettboden.
Das Dach ist irgendwo undicht. Keiner weiß, wo. Eintrittsstelle
ungleich Austrittstelle. Aber alle zwei Jahre hat der DG-Mieter Wasserflecken
an der Decke.
Es zieht. Die Fenster sind undicht (Gemeinschaftseigentum!).
Sind sich die WEG-Mitglieder in diesen Situationen auch immer so schnell einig? Die gute Nachricht: Ja, zumindest in einer gesunden WEG.
Seine Nachbarn muss man sich gut aussuchen.
In einer WEG mit vernünftigen Eigentümern, gutem Klima und
fähigem Verwalter ist die gesetzliche Lage schnell erklärt (Verwalter) und notwendige
Beschlüsse schnell gefasst (WEG) und umgesetzt (Verwalter). Der Mieter ist
wieder glücklich und die Mietminderung Schnee von gestern. Die Eigentümer einerguten WEG ziehen am gleichen Strang,
der Verwalter kann Mängel schnell und konsequent beseitigen.
Hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Es gibt Eigentümergemeinschaften, die sich in Grund und Boden diskutieren. Vielleicht wird die Notwendigkeit von Reparaturen per se geleugnet, vielleicht wird der Verwalter (spaßeshalber?) damit beschäftigt, ein Angebot nach dem nächsten einzuholen. Der Tagesordnungspunkt wird von einer Versammlung zur nächsten vertagt. Die Substanz bröckelt vor sich hin – und mit ihr die Vermietbarkeit.
Für den vermietenden Eigentümer keine schöne Situation. Zwar
hat jeder Wohnungseigentümer einen einklagbaren Anspruch auf Instandhaltung.
Trotzdem sollte man die Blockadehaltungen von Miteigentümern nicht unterschätzen,
wenn sie die notwendige Mehrheit für den Beschluss verhindern. Sei es aus
Unwissen, Gleichgültigkeit oder Geldnot. Und was ist, wenn der Verwalter
Termine verschleppt? Dem Mieter können ungeachtet dessen Mietminderungsrechte
zustehen. Streng genommen ist das ja egal, denn der Vermieter kann sein Recht
ja einklagen.
Aber hält das jeder durch? Finanziell kann es eng werden. Die
Mietminderung läuft weiter, vielleicht zieht der Mieter zwischendurch ins
Hotel? Oder kündigt? Der Eigentümer zahlt jedenfalls erstmal Anwalts- und
Gerichtskostenvorschüsse und kann sich auf eine längere Wartezeit einstellen.
Solche Eigentümergemeinschaften sind zum Glück nicht alltäglich. Die meisten Menschen sind ehrlich und erkennen den Punkt, an dem sich ein anderer Eigentümer in einer Notlage befindet und man besser helfen sollte. Trotzdem lässt sich festhalten: Wie lange Sie warten müssen und mit welchen Folgekosten Sie zu rechnen haben, hängt ab von Erfahrung und Qualifikation des Verwalters und von der Kooperationsbereitschaft und -fähigkeit der Miteigentümer. Suchen Sie sich Ihre Nachbarn gut aus.
Oft sieht man in Mehrfamilienhäusern im Eingangsbereich
Schilder wie „Türe bitte ab 22 Uhr abschließen“.
Wer als Verwalter derartige Schilder duldet oder auch nur
darüber hinwegsieht, kommt in Teufels Küche, wenn etwas passiert. Und diese
Gefahr wird wirklich unterschätzt.
Stellen Sie sich vor, der Notarzt steht nachts vor der Türe.
Die Türe ist abgeschlossen. Jemand aus der 2ten Etage braucht akut Hilfe. Er
betätigt zwar den Türöffner – weiter kommt er nicht – aber es tut sich nichts,
weil die Türe abgeschlossen ist.
Die anderen, meist alten Anwohner im Haus öffnen auch nicht
die Türe, weil sie nachts aus Angst nicht mal an die Gegensprechanlage gehen.
Und der Hilferufende kann nicht die Treppen benutzen. Andere Anwohner reagieren
nicht, schlafen oder sind nicht zu Hause.
Es gibt zwei Möglichkeiten:
Erstens: Die Feuerwehr kommt und die zertrümmert die Haustüre.
Zweitens: Der Hilferufende stirbt, weil der Notarzt nicht rechtzeitig zu ihm gelangt.
In beiden Fällen können sich Anwohner und Hausverwalter am
nächsten Morgen mit der Schuldfrage auseinandersetzen und nichts ist mehr wie
vorher. Im Optimalfall ist nur die 3.000-EUR-Haustüre ruiniert und bietet nun
ein offenes Einfallstor für jeden Einbrecher. Der Hausverwalter wird seiner
Haftpflicht-Versicherung kaum erklären können, wieso er nicht gegen das
Abschließen-Gebot vorgegangen ist. Und vielleicht bekommt die
Gebäudeversicherung auch raus, wer die Türe abgeschlossen hat.
Und im schlimmsten Fall ist jemand tot, weil der Notarzt nicht reinkam.
Ich möchte in beiden Fällen nicht Verwalter, geschweige denn
in der Nähe sein.
Sind Sie der Meinung, Sie vermeiden Einbrüche, indem Sie Fluchtwege versperren?
Jedes Haus hat oft dutzende weitere Sicherheitslücken, nicht
nur die Haustüre.
Das Gebot, dass jedes Gebäude zumindest über einen gut
passierbaren ersten Rettungsweg verfügen muss, darf nicht leer laufen. Die
Passierbarkeit wird durch eine Tür, die sich von innen nur durch ein besonderes
Hilfsmittel (Schlüssel) öffnen lässt, aber erheblich beeinträchtigt. Besondere Gefahren
drohen, wenn sich viele Menschen im Gebäude aufhalten. die über keinen
Schlüssel verfügen.
In Panik zum Ausgang laufende Menschenmassen können dann
auch einem Schlüsselinhaber den Weg verstellen. Wenn es brennt, sind die Leute
in Panik. Sie merken erst unten, dass die Türe zu ist und dass ihr Schlüssel
noch oben ist. Schnell überschätzt man seine Kräfte: Wieder nach oben rennen?
Viel zu gefährlich! Ich bin stark, ich trete die Türe ein. Von wegen. Erst
jetzt merkt man, wie sicher die Türe wirklich ist.
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